Engagement
Im Juli 1980 komme ich nach meiner abenteuerlichen Flucht aus Afghanistan über Pakistan und London endlich in Frankfurt am Main an. Für mich beginnt ein in jeder Hinsicht neues Kapitel in meinem Leben. Seit meiner Ankunft im Rhein-Main-Gebiet engagiere ich mich auf vielfältige Weise – sozial und politisch. Warum? Ich habe Unterstützung von vielen Menschen erfahren, ohne deren Hilfe mein Weiterkommen in Deutschland nicht möglich geworden wäre. In Frankfurt ermöglichte ein Klima von Toleranz und Mitmenschlichkeit, dass ich ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen konnte.
Was bedeutet soziales Engagement für mich?
Ich freue mich immer wieder, wenn es mir gelingt, etwas von dem weiterzugeben, was ich erhalten habe. Besonders stolz macht es mich, dass ich mit meinem Unternehmen AHP Qani soziales Engagement und wirtschaftlichen Erfolg in Einklang bringen kann. In meiner täglichen Arbeit mit Menschen für Menschen setze ich das Motto "Wertschöpfung durch Wertschätzung" um.
Ich versuche, die Menschen da abzuholen, wo sie stehen, damit sie ihren individuellen Beitrag für die Gesellschaft, in der sie leben, entwickeln und leisten können.
Das heißt konkret:
Wann immer möglich, stelle ich ältere Menschen ein, die auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen haben, obgleich sie so unschätzbare Berufs- und Lebenserfahrung mitbringen.
In gleichem Maße kümmere ich mich aber auch um junge Menschen, vor allem sozial Benachteiligte. Ich bilde selbst aus und unterstütze Auszubildende, wo ich kann. Deshalb habe ich mich sehr darüber gefreut, dass ich anlässlich der Ehrung der besten Auszubildenden am 22.04.2009 in der IHK Frankfurt am Main sprechen durfte. Den vollständigen Text meiner Rede können Sie hier lesen.
Seit 2004 kooperiere ich mit dem Frankfurter Qualifizierungsprojekt beramí – Beruf, Bildung, Beratung. beramí entwickelte spezielle Deutschkurse für das internationale Pflegepersonal meines Unternehmens AHP. Meinen ausländischen Beschäftigten biete ich die Möglichkeit, an diesen Kursen teilzunehmen. Damit möchte ich ihre Integration in Deutschland fördern.
Frauenförderung liegt mir ganz besonders am Herzen. Ich habe ein detailliertes Konzept besonders zur Qualifizierung meiner Mitarbeiterinnen entwickelt.
Darüber hinaus habe ich natürlich immer die schwierige Lage der Frauen und Mädchen in meinem Heimatland Afghanistan vor Augen. Um sie zu unterstützen, habe ich den Verein ZAN gegründet. Dazu gleich mehr.
Seit 2005 unterstütze ich außerdem die Sammelaktion "Not gemeinsam lindern", die traditionsreiche Benefizaktion der Alten- und Weihnachtshilfe Frankfurter Rundschau e.V.
Mein Engagement gibt mir sehr viel. Es wird auch von offizieller Seite geschätzt: Deutschland bedankt sich für mein Engagement! Im Jahr 2009 erhalte ich dafür den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Aber wie hat alles angefangen? Lassen Sie es mich kurz erzählen! Los geht’s!
Ich habe selbst erlebt, wie es ist, wenn man aus seiner Heimat fliehen muss, in einem völlig fremden Land ankommt und ganz von vorn beginnen muss. Von 1982-1992 engagiere ich mich deshalb in der Nachbarschaftshilfe der Pfarrei St. Sebastian, in der Asylbewerberunterkunft in Schwalbach und betreue Asylbewerber am Frankfurter Flughafen. Dabei arbeite ich mit Pro Asyl zusammen.
Meine Heimat Afghanistan lässt mich nicht los. 1996 bin ich Gründungsmitglied und seither aktives Vorstandsmitglied von RAH, dem Verein zur Förderung der kulturellen Werte Afghanistans e.V.
Besonders eng verbunden fühle ich mich den afghanischen Frauen, auch aufgrund meiner eigenen Geschichte. Im Jahr 2000 arbeite ich für ein Frauenprojekt in Kabul mit dem Kölner Verein medica mondiale zusammen.
2001 gründe ich ZAN (persisch für Frau), den Verein zur Förderung der Rechte afghanischer Frauen e.V. Bis heute bin ich 1. Vorsitzende des Vereins. Um Afghaninnen zu fördern und zu unterstützen, habe ich in Kabul ein Bildungs- und Beratungszentrum für Frauen initiiert.
ZAN konzipiert eine Fotoausstellung zum Thema "Frauen-Leben in Afghanistan", die in den Jahren 2002-2003 durch ganz Deutschland tourt.
Die Erlöse aus dem Verkauf meiner 2010 erschienenen Autobiografie kommen den Schülerinnen des Jumhoriat Lycee in Kabul zugute. Diese Schule habe ich früher selbst besucht. Sie ist etwas Besonderes, denn nur an dieser Fachschule werden junge Frauen in den Fächern Wirtschaft, Finanzen, Statistik, Buchführung, Fremdsprachen und Rechtswissenschaften nach deutschen Standards unterrichtet.
Nicht nur die Frauen in Afghanistan liegen mir am Herzen. Seit 2008 arbeite ich mit beim Interkulturellen Frauennetzwerk Hessen, dessen Gründung schließlich zwei Jahre später erfolgt.
2010 gehöre ich zu den Gründungsmitgliedern von IKU.NET, dem Netzwerk interkultureller Unternehmerinnen e.V.
Auch anderen interkulturellen Projekten gilt mein besonderes Interesse. Mit dem Frankfurter Verband e.V. arbeite ich im Projektbeirat des Victor-Gollancz-Hauses zusammen. Dabei handelt es sich um ein interkulturelles Altenhilfezentrum in Höchst, in dem auch muslimische Migrantinnen und Migranten leben.
Ich bin Mitglied der Arbeitsgruppe "Migration und Gesundheit" des Frankfurter Amts für multikulturelle Angelegenheiten (AMKA).
Außerdem engagiere ich mich für die Einrichtung von Räumen, in denen ausländische Krankenhauspatienten ihre oft zahlreichen Besucher empfangen können, sowie von gesonderten Räumen zur rituellen Waschung muslimischer Verstorbener in Krankenhäusern.
Und wie sieht es mit der Politik aus?
Soziales Engagement ist für mich nicht von politischem Engagement zu trennen:
Seit 2002 bin ich Vorstandsmitglied des Frankfurter Kulturforums der Sozialdemokratie e.V. und seit 2005 Mitglied der SPD.
Im Vorstand der ASF (Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen), Bezirk Hessen Süd, bin ich aktiv seit 2006. Als Vorstandsmitglied habe ich 2006 in Berlin auch an der außerordentlichen Bundeskonferenz der ASF zum Thema "Frauen verdienen mehr" teilgenommen.
2007 werde ich zur Delegierten des SPD Ortsvereins Westend in Frankfurt am Main gewählt.