Gedichte

Gedichte haben mich schon immer fasziniert – so sehr, dass ich selbst mit dem Schreiben begonnen habe.
Hier finden Sie einige Beispiele:

Aazadi

Ich träume

Heute noch

Wenn ich dich sehe

Ich bin wehrlos

Eins werden

Das Wiedersehen naht

Sehnsüchtig


Aazadi

Über steinige Wege
Lautlos, voller Wörter
Stumm, voller Schreie
Die Frau, der Fremde
Zielstrebig, gerade
Barfuß angekommen,
Um zu leben in Frieden
Die Sekunden waren ewig
Meine Heimat ist die Freiheit
Ich will atmen in meiner Heimat
Die Fremde ist Aazadi
Aazadi ist die Freiheit
So: es lebe doch die Freiheit!
So: ich lebe in Aazadi!

Nadia Qani
Dezember 2009

zurück nach oben

Mein allererstes Gedicht – auf Deutsch,
für Barack Obama, den 44. Präsidenten der USA:

Ich träume

Ich träume leise
An meiner Wimper hängt der Stern
Es ist hell – so hell –
wie soll ich schlafen?
Die Ehe mit dem Schlaf ist gescheitert.
Ich habe beschlossen,
zu träumen – zu fliegen –
zu fliegen – zu träumen
Ich fliege – Ich träume und träume.
Lateinamerika, Irak,
Bosnien – Afghanistan.
Der Krieg.
Kinder, Frauen, Menschen.
Kinder, Frauen, Menschen.
Wie du, wie ich.
Gestern, heute.
Heute – gestern.
Was die "Zukunft"?
Sie nehme ich mit.
Alle nehme ich mit.
Erzähle vom Stern
Den Großen, den Kleinen:

Yes we can.

Hast du mich vergessen?
Mich, mich, schreit die Großmutter.

Vergessen?
Großmutter, Großmutter,
oh Allmächtiger,
Wie kann ich nur,
wie kann ich nur
"vergessen?"
wie kann ich nur,
wie?

Afrika, mein Schwarzer
Schöner Afrika.
Afrika, mein schöner
schwarzer Afrika
Es ist so hell ... es ist so hell.

Vergessen?
Wie kann ich nur. Wie?
Kann ich nur ...
Du bist ich, ich bin du.
Schwarz wie ich.
Afghanistan, Irak, Kongo.
Ich und du.

Mit offenen Wunden
Können "lachen".
Mit tiefem Schmerz
Können "tanzen".
Weit und fern
Können "leuchten".

Oh, mein Stern, träume leise, leise,
mein weiter, weiter, heller Stern
mein heller, heller, weiter Stern
schwarzer, weißer, heller Stern.
Mein goldener, mein goldener Stern.
So.
So, träume ich
So, träume ich leise, leise, leise ...

Frankfurt am Main, 22.11.2008
Nadia Qani

zurück nach oben

Foto: Jawad Jalali

Heute noch

Ich wünschte, du würdest mir "gute Nacht" sagen.

Mein heutiger Tag war genauso wie gestern.
Morgen wird's genauso sein wie heute.

Gestern war ich allein,
heute auch,
morgen und übermorgen vielleicht auch.

In Gedanken aber nur mit Dir.

Vergiss nicht, mir immer und stets zu sagen,
wo Du zu erreichen bist.

Ich, "vom Winde verweht",
kenne Krieg und weiß,
dass in dieser kleinen,
großen, lächerlichen Welt, schnell,
sehr schnell Menschen verschollen gehen können.

Du weißt doch,
nur Du,
dass Du der einzige Leuchter in meinem Herzen bist,
den ich tief, tief durch alle Nächte trage, oder nicht?
Ich will doch nur Dich,
nichts Anderes als Dich.
Das ist doch auch klar, oder nicht?

Ich wünsche,
ich möchte,
Du würdest mir "gute Nacht" sagen.

Heute noch.

21.03.2009 Nadia Qani

zurück nach oben

Wenn ich Dich sehe

Will Dich so,
Du mich auch?

Lieb Dich so,
Du mich auch?

Sag's mir doch!

Möchte Dir immer Liebeswörter sagen,
sage sie auch.

Morgens vor dem Spiegel,
abends in meinem Bett.

Öfter als Du denkst.

Nehme Dich mit nach Kabul,
zeige Dir meinen Lieblingsberg,
der mir als Kind Sonnenaufgang
und Sonnenuntergang zu genießen gab.

Bin mit Dir in Frankfurt
In meinem "Rosengärtchen".

Muss Dir gestehen,

meist raube ich Dir
in den Nächten
die blutroten Weintrauben
Deiner Lippen.

Damit die anderen
durstig bleiben.

Wünsche, dass die Welt
taub und blind wird,
damit ich nur Dich sehen
und hören kann.

Tanze mit Dir,
weine mit Dir.
Trauer' und feier' mit Dir.

Sage immer und immer wieder,
wenn Du da bist,
wenn ich Dich zu sehen,
hören,
fühlen und schmecken bekomme.

Erzähle Dir alles,
aber wirklich alles.

Wie es ohne Dich für mich ist.

Dann kommst Du,
dann kriege ich Dich zu hören
und zu sehen.

Und ich stehe da,
mit zittrigen Händen
voller Herzblut.

Wie eine Gestalt,
die gerade gemeißelt wurde.

Wie ein Kind,
das noch nicht reden kann.

Mir wird bewusst,
dass Du nicht nur mein Herz,
sondern auch die Krone meiner Stimme geraubt hast.

Will Dich so,
Du mich auch?

Lieb' Dich so,
Du mich auch?

Sag's mir doch.

06.03.2009 Nadia Qani

zurück nach oben

Ich bin wehrlos

Sende mir bitte nicht mehr Deinen Duft.
Meine Wangen werden rot,
wünsche ein bisschen kühle Luft.
Mein Leben war noch nie
so in Banden.
Das Spiegeln ist schuld.
Augen,
Deine und meine ...

zurück nach oben

Eins werden

Mein allerliebstes Königsherz
ich baue dir ein Schloss
mit fünf Buchstaben:
LIEBE.
Die Krone drauf
setze ich Dir mit vier:
HERZ.
Möchte Dein Königreich
noch reicher machen
mit drei Worten:
ICH LIEBE DICH.
Zu zweit wohnen,
EINS
werden.

zurück nach oben

Das Wiedersehen naht

Oh lieber Gott,
lass nicht zu,
dass meine Wangen erröten,
dass meine Hände zittern,
bitte lass nicht zu,
dass ich wirr rede oder lache.
Wiedersehen naht.
Ich habe zittrige Hände
voller Herzblut,
rote Wangen;
schick mir Frühlingswinde ...
Ich zähle Sekunden
für Sekunden
für Sekunden ...

zurück nach oben

Sehnsüchtig

Ich gehe in die Nacht,
in kalter, dunkler, schöner, schwarzer Nacht,
sehe den goldenen Sonnenaufgang
und den orange-blutigen Sonnenuntergang.
Möchte Dir erzählen.
Sage mir wie?
Wie kann ich,
mit welchen Sprachen der Welt,
welcher Mimik,
welcher Gestik?

Sage mir wie?
Kennst du den Krieg?
Weißt du, was es bedeutet,
wenn Nachbarsgrenzen zu sind?
Kennst du den Traum des Heimatlosen?
Sage mir, wie kann ich schlafen,
wenn in Israel, Afghanistan, Irak, Gaza
Kinder kein Zuhause haben?
Wenn sie nicht draußen
laufen, tanzen und spielen können?
Ich gehe in der Nacht.
Ich schweige.
Und in meinem Schweigen
möchte ich Dich zum Reden bringen.
Erzähl mir von Liebe,
Glück, Freude, Frieden und Zuhause.
Ich warte sehnsüchtig darauf.
Erzähl mir von Liebe.
Kennst Du den Granatapfel?
Sein Schleier im Herzen,
rot, grau
wie die Liebe der Nacht.
Ich gehe in der Nacht.
Erzähl mir bitte von Liebe,
Leidenschaft, Zuneigung und Freundschaft.
Erzähl von Liebe –
bitte.

zurück nach oben